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Jedes Jahr im November steht der Black Friday an – immer am vierten Freitag, dem Tag nach dem amerikanischen Thanksgiving. Viele Konsument:innen lassen sich von scheinbaren Schnäppchen locken. Aber: Wie nachhaltig ist das Kaufen, Kaufen, Kaufen?
Elektronikartikel, Mode, Spielwaren und vieles mehr: Der (Online-)Handel wirbt für seine Aktionstage rund um den Black Friday mit vermeintlich satten Preisnachlässen, um das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln. Besonders in Jahren mit einer hohen Inflation ist der Ansturm hoch, schließlich ist bei vielen Menschen dann das Geld knapp.
Andere wiederum kaufen – nur wegen der Preisnachlässe – Dinge, die sie nicht unbedingt benötigen. Wie kann das sein? „Der Reiz von Rabatten basiert auf simpler Psychologie: Schnäppchen aktivieren das Belohnungssystem im menschlichen Gehirn“, erläutert Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln. Dieser Reiz werde gerade zu Aktionstagen durch begrenzte Verfügbarkeit noch erhöht. „Der Reiz des Rabattes und die Angst, ein Schnäppchen zu verpassen, führen zu Spontankäufen, die teilweise rational kaum zu erklären sind“, so Hudetz.
Dabei gibt es gute Gründe, den klassischen Black Friday einfach zu ignorieren. So betont eine Analyse der Verbraucherzentrale NRW, dass die Rabatte gar nicht so kräftig sind, wie es zunächst erscheint. Der Verbraucherschutz gibt an, dass eine Vielzahl von Händlern die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) der Hersteller als Berechnungsgrundlage heranziehen und viele Fake-Angebote bestehen, bei denen Kund:innen die Ware beispielsweise nie erhalten.
Weitere Gründe, die gegen Shopping am Black Friday sprechen:
Die Arbeitsbedingungen: Nach einer Studie des Verbraucherforums mydealz aus dem Jahr 2020 stehen am klassischen Black Friday unter anderem Elektronikwaren und Mode hoch im Kurs. Vor allem Bekleidung wird häufig in asiatischen Ländern unter schlechten Arbeitsbedingungen und bei geringer Bezahlung der Arbeiterinnen und Arbeiter vor Ort produziert.
Die Nutzung: Oft kaufen wir viel zu viel Unnötiges ein – bedingt durch unser Konsumverhalten, das von kurzfristigen Glücksgefühlen gesteuert wird. Das Eingekaufte liegt dann herum und landet auf kurz oder lang auf dem Müll. Von Nachhaltigkeit kann also keine Rede sein.
Inzwischen hat ein Umdenken eingesetzt. Es wird Anbietern an Aktionstagen wie dem Black Friday wohl seltener gelingen, irrationale Kaufimpulse bei Konsumentinnen und Konsumenten auszulösen, glaubt Hudetz. Das zeigten Studienergebnisse des Trend Check Handel. Sie verdeutlichen, dass wir in den letzten Jahren angesichts der Krisen viel besser informiert als in den Vorjahren in die Aktionstage gehen und viel zielgerichteter nach Schnäppchen suchen, so der Handelsforscher.
Zudem gibt es immer mehr Menschen, die sich zum Ziel gesetzt haben, auch am Black Friday auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu achten. Besonders in den letzten Jahren gab es rund um den Black Friday zahlreiche nachhaltige Deals. Solche nachhaltigen Angebote dürfte es auch in Zukunft vermehrt geben.
Darüber hinaus gibt es auch einige nachhaltige Bewegungen:
- Circular Monday: Der Montag vor dem Black Friday ist der Circular Monday – und er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Gegenpol: Statt brandneue Artikel im Überfluss zu kaufen, geht es am Circular Monday darum, das Bewusstsein dafür zu schärfen, bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich zu teilen, zu leihen, wiederzuverwenden, aufzuarbeiten und zu recyclen.
- Green Friday: Manche Unternehmen werben mit dem „grünen Freitag“. Dabei geht es darum, dass auch die Umwelt von der Kauflust der Verbraucherinnen und Verbraucher profitiert. So gibt es Händler, die ihren Gewinn für einen sozialen Zweck spenden. Ein Beispiel ist die Fair-Fashion-Marke Armedangels, die in der Vergangenheit in einer Aktionswoche im November 25 Prozent auf seine Evergreen-Lieblingsstücke geboten hat. Mit jeder Bestellung wurden zudem 10 Euro an indische Baumwollfarmen gespendet, um sie bei der Umstellung von konventioneller auf Bio-Baumwolle zu unterstützen.
- Die Initiative click a tree rät Verbraucher:innen: „Pflanze für jedes Produkt, welches du am Green Friday kaufst, einen Baum. Indem du für deine Einkäufe Bäume pflanzt, machst du den Planeten gleichzeitig grüner.“ Sie gibt zudem auch weitere Tipps, wie man den Tag für sich nachhaltig gestalten kannst.
- Buyback Friday: Der schwedische Möbelriese Ikea kauft gebrauchte Ikea-Möbelstücke seiner Kundschaft zurück und gibt sie in die Fundgruben, wo sie von anderen Kundinnen und Kunden entdeckt und gekauft werden können. Das ist bei Ikea nicht nur am Buyback Friday, sondern das ganze Jahr über möglich.
- Green Week: Die Black Friday Week kann auch zu einer persönlichen Green Week werden. Denn obwohl der Black Friday offiziell nur 24 Stunden dauert, hat sich dies in den letzten Jahren hin zu einer Black Week ausgeweitet. Umso wichtiger ist: Wenn man einkauft, sollte man es achtsam tun und sich fragen: Brauche ich das Produkt wirklich? Kann ich es mir möglicherweise auch ausleihen? Wie ist das Produkt hergestellt worden und gibt es möglicherweise bessere, grünere Alternativen?
Auch Secondhand-Shops werben oft für ihre Produkte, um nachhaltigen Konsum zu fördern. Secondhand-Shops gibt es im Modebereich – zum Beispiel Resales –, aber auch in Sachen Elektronikartikel – zum Beispiel Rebuy. Das ist nachhaltiger, als neu zu kaufen.
Es ist zu sehen: Einkaufen ist durchaus nachhaltig möglich. Auch dabei lässt sich viel Geld sparen und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun.
Dennoch ist uns wichtig zu erwähnen: In der Diskussion um den Black Friday wird oft die Perspektive der Konsument:innen vergessen, die diesen Tag als eine notwendige Chance sehen, um ihre finanziellen Engpässe zu überbrücken. Für viele Menschen ist es nicht nur ein Anlass zum Shoppen, sondern eine Möglichkeit, das Geld, das sie das ganze Jahr angespart haben, sinnvoll einzusetzen und wichtige Anschaffungen zu tätigen, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Diese Realität, die die sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen vieler Menschen anerkennt, widerspricht oft dem Aufruf zu nachhaltigem Konsum – und sollte dennoch keinesfalls ignoriert werden.
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