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„Die Welt ist ein schrecklicher Ort.“ Auf diesen Gedanken kann man kommen, wenn man die Nachrichten regelmäßig verfolgt: Terrorismus, Inflation, Pandemie, Krieg, Hungersnöte und natürlich der akute Klimawandel. Besonders in den letzten beiden Jahren ist die Welt gefühlt im dauerhaften Krisenmodus. Dabei übersehen wir, dass es auch viele erfreuliche Entwicklungen gibt, die uns allen Anlass zum Optimismus geben. Die Welt befindet sich nämlich gleichzeitig im positiven Wandel. Glauben Sie nicht? Dann lesen Sie am besten weiter.
Energie: Der Wind dreht sich
Trotz der pandemiebedingten wirtschaftlichen Einbrüche wird erneuerbare Energie weltweit mit einem hohen Tempo ausgebaut. Im Jahr 2020 stieg die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um 7,1 Prozent (ein Rekordwert von 505 TWh) – fast 20 Prozent mehr als das durchschnittliche jährliche Wachstum seit 2010. Solaranlagen und Windkraft waren für jeweils rund ein Drittel des gesamten Wachstums der erneuerbaren Stromerzeugung im Jahr 2020 verantwortlich, wobei Wasserkraft weitere 25 Prozent und Bioenergie den Rest ausmachte.
Das sind Zahlen, die Hoffnung geben, obwohl auch das noch nicht reicht. Denn die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien muss bis 2030 weiterhin jährlich um fast 12 Prozent ausgebaut werden, um die Welt bis 2050 klimaneutral mit Energie zu versorgen.
Dafür ist ein viel schnellerer Einsatz aller erneuerbaren Technologien erforderlich. Dass dies möglich ist, hat Indien jüngst bewiesen: Das Land hatte sich 2015 verpflichtet, bis 2030 40 Prozent seines Stroms aus nichtfossilen Brennstoffen zu erzeugen. Dieses Ziel wurde bereits im November 2021 erreicht – neun Jahre früher als geplant. Nun hat Indien das Ziel, die Kapazitäten bis 2030 zu verfünffachen. Das entspricht einer jährlichen Zuwachsrate von 20 Prozent.
Auch an anderer Stelle geht es voran: In Norwegen waren im letzten Jahr bereits zwei Drittel der verkauften Neuwagen elektrisch. Die Norweger werden dafür mit vielen Erleichterungen belohnt: Die Maut in den Städten entfällt, ebenso wie die Einfuhr- und Mehrwertsteuer. Das Aufladen ist kostenlos. In Deutschland sind momentan erst 1,3 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge batteriebetrieben. Immerhin hat sich der Anteil der E-Autos an den Neuzulassungen seit letztem Jahr deutlich erhöht: Im Juli 2022 kletterte der Wert auf 14 Prozent.
Digitalisierung: Land und Licht in Sicht
Die digitale Transformation gehört zu den tiefgreifendsten Umbrüchen. Die damit verbundenen Veränderungen sind sicherlich nicht ausschließlich, aber in vielen Bereichen positiv. In Afrika zum Beispiel können – Digitalisierung sei Dank – viele Haushalte mit elektrischem Licht versorgt werden. Auf dem Kontinent sind nämlich immer noch rund 600 Millionen Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten. Durch die Pandemie hat sich diese Zahl sogar erhöht. Sie leben in ländlichen Gebieten und waren bislang auf Dieselaggregate, Kerosin- oder Petroleumlampen angewiesen, um Licht zu erzeugen.
Das „Internet der Dinge“ hat für diese Menschen neue Möglichkeiten geschaffen. Sie können nun ein Mini-Solarset kaufen und auf dem Dach installieren. Das PV-Panel reicht aus, um abends eine Lampe und ein Gerät wie einen Fernseher zu betreiben. Kinder und Jugendliche können nun abends noch ihre Hausausgaben machen, lernen oder lesen – ohne vom Petroleum tränende Augen oder Husten zu bekommen. Auch für die Umwelt ist die Stromerzeugung mittels PV-Panel deutlich besser als mit Diesel, Petroleum oder Kerosin.
Das Solarset zahlen die Kund:innen in Kleinstraten von rund 40 Cent pro Tag ab. Gerät jemand mit den Rechnungen in Rückstand, hat der Anbieter M-Kopa die Option, die Solarzelle über einen Chip kurzzeitig abzuschalten. Dank dieser Funktion ist das Modell überhaupt tragfähig. Ohne die Digitalisierung gäbe es diese Lösung nicht.
Auch der Verein Sonnenenergie für Westafrika e. V. (SEWA) stattet Schulen und Krankenhäuser in Burkina Faso mit autarken Solaranlagen aus. Damit soll die Qualität der Schulausbildung erhöht und die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum verbessert werden. Die UmweltBank hat den Verein im Rahmen des Spendenprojekts „Banker on Bike“ unterstützt.
Auch in der Landwirtschaft hat die Digitalisierung vieles zum Positiven verändert, davon profitieren Mensch, Tier und Umwelt. Vor dem Hintergrund der wachsenden Weltbevölkerung steigt schließlich der Bedarf nach Lebensmitteln, die aber zukünftig ressourcenschonend und klimaneutral produziert werden müssen. Dazu leisten Big Data, Künstliche Intelligenz, Robotik und Sensorik bereits einen großen Beitrag.
Deutschland zählt weltweit bei der Fertigung und dem Einsatz von moderner Landtechnik zu den führenden Nationen. Zu den Schlagworten zählen „Precision Farming“ und „Smart Farming“, die seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Praxis eingesetzt werden. So sind heutzutage Traktoren meist mit Satellitennavigation ausgestattet. Sie sind auf zwei Zentimeter genau steuerbar. Dadurch können Dünger und Pflanzenschutzmittel viel genauer platziert werden.
Drohnen, die über die Felder fliegen, erkennen in kürzester Zeit, ob Pflanzen zu wenig Wasser haben oder von Schädlingen befallen sind. Auch das macht den Einsatz von Dünger, Wasser und Pflanzenschutzmitteln effizienter. Insgesamt trägt es dazu bei, dass weniger Lebensmittel im Anbau verloren gehen. Drohnen lösen noch ein weiteres Problem: Sie lokalisieren Rehe, die sich gerne in Mähwiesen verstecken. Jedes Jahr starben speziell Rehkitze, weil sie von Mähgeräten erfasst wurden. Dank der Drohnen können diese Tiere rechtzeitig gerettet werden.
Agenda 2030: Die Marschrichtung stimmt
Im September 2015 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die international als die Sustainable Development Goals (SDGs) bekannt sind. Die 17 Ziele fußen auf Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit für alle. Sie bilden die Grundlage für die Agenda 2030, einer Strategie, die alle UN-Mitgliedstaaten unterzeichnet haben.
Auch wenn viele Menschen noch nicht oder nur am Rande davon gehört haben, sind die SDGs ein wichtiger Meilenstein: Denn damit entstand erstmals ein global geteiltes Verständnis der wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte, auf das sich die Mitgliedsstaaten einigen konnten.
Die Ziele können in konkrete Maßnahmen übersetzt werden und bieten damit einen Fahrplan für Unternehmen, Staaten und Organisationen. In Deutschland sind bislang mehr als 140 Städte, Gemeinden und Kreise dem „Club der Agenda 2030-Kommunen“ beigetreten. Sie haben sich mittels Ratsbeschluss zu den SDGs bekannt und sie in lokale Zielvereinbarungen integriert. Die UmweltBank hat die SDGs bereits 2017 in ihre Satzung aufgenommen. Die Nachhaltigkeitsziele stellen das Leitbild für die gesamte Geschäftstätigkeit der Bank dar.
Jedes Jahr veröffentlichen die Vereinten Nationen zu den SDGs Tausende Erfolgsgeschichten aus der ganzen Welt. Im Bereich Geschlechtergerechtigkeit – Ziel 5 – gibt es bereits sichtbare Erfolge: In 46 Ländern haben Frauen in mindestens einer Kammer mehr als 30 Prozent der Sitze im nationalen Parlament inne (Deutschland: 35 Prozent). In Südasien ist das Risiko für Mädchen, als Kinder verheiratet zu werden, seit dem Jahr 2000 um über 40 Prozent gesunken. Und in über 100 Ländern der Welt gibt es einen Etat, um die Gleichstellung von Frauen voran zu bringen.
In Deutschland nimmt parallel das Thema Vielfalt und Inklusion Fahrt auf. So gibt es mit Sven Lehmann in der Bundesregierung erstmals einen Beauftragten für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Auch wenn es noch ein langer Weg ist, die 17 Ziele zu erreichen – die Richtung stimmt schon mal.
Gesundheit: Die Medizin macht große Sprünge
Die andauernde Covid-19-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen haben zwar auf der ganzen Welt in verschiedenen Lebensbereichen bedauerliche Rückschritte gebracht. Trotzdem darf man die großen medizinischen Durchbrüche nicht übersehen: Im 18. Jahrhundert starben weltweit etwa 40 Prozent aller Neugeborenen vor dem fünften Geburtstag. Heute liegt die Zahl bei 3,9 Prozent. Als Ziel haben die Vereinten Nationen bis 2030 eine Kindersterblichkeitsrate von maximal 2,5 Prozent festgelegt.
Die Ansteckung mit HIV kann heutzutage durch Medikamente verhindert werden. Seit einem Jahr gibt es nun einen wirksamen Malariaimpfstoff für Kinder. Und während Hepatitis C noch vor wenigen Jahren als unheilbar galt, sind mittlerweile die Heilungschancen dank neuer Medikamente auf über 95 Prozent gestiegen. In den nächsten Jahren wird es vielleicht möglich sein, fast jede:n Infizierte:n zu heilen.
Nicht zuletzt hat auch die Corona-Pandemie gezeigt, dass die Welt gemeinsam an einem Strang ziehen kann. „Nie zuvor haben so viele Konkurrenten so oft und offen zusammengearbeitet“, schreibt das renommierte Journal Science über das Jahr 2020. Science benennt regelmäßig den medizinischen Durchbruch des Jahres. Die Entwicklung der Impfstoffe gegen Covid 19, die im Rekordtempo entwickelt und getestet wurden, gewann den Titel im Jahr 2020. Im Nachgang relativierte sich die Begeisterung, weil die Impfkampagnen von Patentstreits, Verschwörungstheorien und Verteilungskämpfen überschattet waren. Trotz dem konnten weltweit unzählige Menschenleben gerettet werden, denn die Wirkung der Impfstoffe lag weit über den anfänglichen Erwartungen der Virologen.
Sicherlich steht die Weltgemeinschaft insgesamt vor großen Herausforderungen, vielleicht vor den größten in der Geschichte der Menschheit. Die Beispiele zeigen jedoch, das schon enorm viel erreicht wurde. Warum sollten die Menschen nicht noch mehr schaffen? Um die akuten Aufgaben, insbesondere die Klimakrise, zu bewältigen, dürfen wir den Glauben daran nicht verlieren. Ansonsten werden nicht genug Menschen die Energie aufwenden, sich für den notwendigen Wandel einzusetzen. Objektiv betrachtet ist die Welt bereits zu einem viel besseren Ort geworden – und sie kann zu einem noch besseren werden. Wir müssen uns nur alle dafür stark machen.
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