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Crowdfarming
Wie die „landwirtschaftliche Revolution“ funktioniert
Begonnen hat Gonzalo Urculos Erfolgsgeschichte mit einer heruntergekommenen Orangenplantage. Mit seiner findigen Crowdfarming-Geschäftsidee konnten der Spanier und sein Bruder den Familienhof retten: Sie verkürzten die Lieferkette radikal und machten Kunden zu Paten.
Der Großvater wäre stolz auf seine Enkel: Gonzalo Urculo und sein Bruder Gabriel aus Valencia haben die Familienplantage „Naranjas del Carmen“ profitabel gemacht. Die beiden Brüder waren nie zuvor in der Landwirtschaft tätig, doch seit 2010 sind sie Bauern – nur keine gewöhnlichen. Mit einer einfachen Idee verwandelten Gonzalo und Gabriel Urculo ihre Orangenplantage in ein erfolgreiches Unternehmen. Nach dem Vorbild eines konventionellen Obstmarkts hätten sie ihre Plantage nicht aufpäppeln und vor dem Untergang retten können. Wie ihre Nachbarn hätten sie die Orangen unter Wert verkaufen müssen.
Kluft zwischen Erzeuger und Konsument geschlossen
Nach dem Prinzip des Crowdfundings, also der Schwarmfinanzierung, haben die jungen Spanier die Kluft zwischen Erzeuger und Konsument geschlossen. Ihre Orangenbäume haben sie zur Adoption freigegeben – und damit den Grundstein für das Crowdfarming gelegt. Im Dezember 2015 gab es die ersten Orangenbaumpaten bei „Naranjas del Carmen“. Zwei Jahre später waren alle Bäume adoptiert. Die Kunden fragten nach weiteren Produkten. Also weiteten die beiden Brüder ihr Konzept aus: Inzwischen können Kunden aus Europa auch Oliven-, Mandel- oder Kakaobäume adoptieren, ein ganzes Bienenvolk oder auch eine Milchkuh.
Eine Kiste Orangen direkt aus Spanien
Die Landwirte senden ihre Lebensmittel direkt zum Kunden. Sie bekommen als Pate dann beispielsweise eine Kiste Orangen direkt aus Spanien. Für beide Seiten hat die schlanke Lieferkette einige Vorteile: Der „Farmer“ – ob Obstbauer, Imker oder Milchbauer, weiß, dass er für seine Arbeit entschädigt wird und einen gerechten Preis für seine Produkte bekommt. So kann er Überproduktion vermeiden. Der Kunde weiß indes, woher sein Obst, Honig oder Olivenöl kommt, er kennt den Namen des Erzeugers und darf in der Regel sein „Patenkind“ auch besuchen. Das Konzept der Brüder Urculo ist aufgegangen
Crowdfarming ist nicht nur eine landwirtschaftliche, sondern auch eine soziale Revolution.
Gonzalo Urculo
Die meisten Crowdfarmer kommen aus Deutschland
Mit ihrem Know-how helfen die Brüder anderen Kleinbauern. Dank der Crowdfarming-Idee erfüllen die beiden zudem die Ansprüche des kritischen Verbrauchers – der laut Gonzalo Urculo vor allem aus einem Land stammt: „Die meisten Crowdfarmer kommen aus Deutschland“, sagt Urculo. Das ökologische Bewusstsein sei dort ausgeprägter als bei ihm Zuhause in Spanien. Die Paten aus Deutschland besuchten auch gerne ihren eigenen Baum. „Sie wollen mit eigenen Augen sehen, wo genau die Orange angebaut wurde und wer dahinter steht.“
Bei „Naranjas del Carmen“ muss der Abnehmer keinen Orangenbaum kaufen, er übernimmt für eine Saison die Patenschaft für einen Baum. Der Pate bekommt dann seine „eigenen“ Bio-Orangen. Konkret bedeutet das: Nach der Adoption erhält der Kunde währen der etwa viermonatigen Erntezeit so viele Kisten, wie er reserviert hat. Auf der Crowdfarming-Plattform können diverse „Produktionseinheiten“ adoptiert werden, das kann ein Baum, eine landwirtschaftliche Fläche oder ein Bienenvolk sein.
Ein ganz kleiner CO2-Fußabdruck
Die Mitarbeitenden von Crowdfarming, wie Lena Manz, unterstützen die „Farmer“ bei der Kommunikation und Organisation. Ein Stolperstein sind etwa die unterschiedlichen Lebensmittelvorschriften in den EU-Ländern. „Viele Farmer kennen zwar die Vorschriften ihres eigenen Landes, aber nicht die der Zielländer“, sagt Gonzalo Unculo. Auch bei der Logistik helfen die Mitarbeitenden von Crowdfarming: Sie versuchen den CO2-Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Eine exakte Analyse der Emissionen können die Brüder nicht vorweisen. Die Produkte bei Crowdfarming sollen in möglichst kurzer Zeit und Entfernung transportiert werden. Weitere Vorzüge sind die Energieeinsparung und der Wegfall der Zwischenlagerung bei Früchten, „denn es wird frisch und nur auf Bestellung geerntet“, sagt Gonzalo. Doch das Beste für den Verbraucher: Er bekommt seine Obst und Gemüse so frisch auf den Tisch, als hätte er es selber gepflückt.
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