Finanzwissen Persönliche Finanzen

Finanzbildung endet nicht beim Taschengeld

Die gemeinnützige Bildungsinitiative „WERTvoll macht Schule“ hat ein eigenes Unterrichtsprogramm entwickelt. Damit möchte sie ganz konkret die Finanzbildung bei Kindern fördern. Allerdings verfolgt die Initiative dabei einen besonderen Ansatz: Finanzen sollen nicht ohne Werte gedacht werden. Ein spannendes Thema, zu dem wir Diana Bartl, Gründerin und Gesellschafterin, befragt haben.

Liebe Diana, eure Initiative „WERTvoll macht Schule“ erstellt für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren Lehrmaterial zum Thema werteorientierte Finanzbildung. Warum seht ihr dafür einen Bedarf?

Das Thema kam durch meine persönliche Lebenssituation vor einigen Jahren auf. Ich war alleinerziehende Mutter und machte mich als freiberufliche Fotografin selbstständig. In dieser Zeit mussten wir mit einem sehr kleinen Budget über die Runden kommen. Da habe ich gesehen, dass es mit dem Kind etwas macht, wenn wenig Geld da ist. Da wurde mir erstmalig klar, wie prägend das Thema Finanzen auch für Kinder ist.

In der Schule lernen Kinder Rechnen und was Geld ist, mir fehlt da aber der größere Zusammenhang. Soziale Kompetenzen zu erwerben und die Themen Konsum, Medien und Nachhaltigkeit zu durchdringen, ist in unserer Gesellschaft genauso wichtig. Und eine fundierten Finanzbildung ist untrennbar mit Wertebildung verbunden. Denn Kinder sollen auch verstehen: Geld ist nicht alles im Leben. Darum setzen wir in unseren Materialien Finanzen immer in einen Zusammenhang zu Werten und damit können wir den Lehrplan enorm gut ergänzen.

 

Aber Geld und Finanzen sind doch ein extrem komplexes Feld für Grundschüler:innen. Wie habt ihr das Thema aufgebaut und mit welchen Werten wird es verknüpft?

Kinder sollen natürlich lernen, wie sie ihr Taschengeld einteilen oder wie man sich verhält, wenn man beispielsweise Geld verleiht und es zurückbekommen möchte. Aber es geht uns auch darum, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren und das eigene Geld entsprechend einzusetzen. Vielleicht auch nicht nur für sich, sondern auch für andere, die Unterstützung brauchen. Außerdem greifen wir das Feld Emotionen und Konflikte auf: Neid ist da ein Thema, aber auch Selbstwert. Wir erklären, wie Werbung funktioniert und möchten den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien und Technologien vermitteln. Noch relativ jung sind unsere Lernpakete rund um die Nachhaltigkeit. Dabei wollen wir keine Meinung vorgeben. Es geht uns eher darum, bei Kindern die bewusste Auseinandersetzung dafür zu fördern, wofür sie ihr Geld ausgeben.

Wir erklären, wie Werbung funktioniert und möchten den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien und Technologien vermitteln.

Diana Bartl Gründerin von WERTvoll macht Schule

Und wie muss man sich eure Unterrichtsmaterialien für die Grundschule vorstellen?

Wir haben mittlerweile 38 Einheiten entwickelt. Wir haben viel Zeit investiert, damit die Lehrer:innen wirklich entlastet werden und nicht noch zusätzlichen Aufwand haben. Wir suchen uns konkrete Anknüpfungspunkte im Lehrplan und liefern ein komplett ausgearbeitetes Paket: Das beinhaltet alle Unterrichtsmaterialien in digitaler Form mit Zugang über Smartphone, Tablet und Computer und einen Ordner mit allen Unterrichtsmaterialien in gedruckter Form als Kopiervorlage. Die Lehrer:innen müssen nichts mehr aufbereiten oder recherchieren. Alle Inhalte sind topaktuell und vollständig. Sie müssen nur noch die Arbeitsblätter ausdrucken, mehr nicht. Außerdem stellen wir all das kostenlos zur Verfügung.

Aber eine Unterrichtsstunde ist nicht nur ein Arbeitsblatt. Wir überlegen uns viele verschiedene Herangehensweisen. Unsere Stunde zum Plastikmüll beginnt zum Beispiel mit einer Meditation. Die Kinder gehen auf eine kleine Traumreise unter Wasser. Danach besprechen sie gemeinsam, was sie erlebt haben. Anhand eines Wimmelbildes erarbeitet die Klasse anschließend die gesamte Thematik Plastik im Meer.

Was können denn Eltern tun, die ihren Kindern in puncto Finanzbildung Werte mit auf den Weg geben möchten? Habt ihr ein paar Tipps?

Da gibt es schon ein paar einfache Sachen, die man im Alltag machen kann. Zum Beispiel sollte man die Kinder einfach mal den kompletten Einkauf organisieren lassen: vom Schreiben des Einkaufszettels bis hin zum Auswählen der Produkte. Dabei sollten sie auch ein bestimmtes Budget bekommen. Dabei kann man im Supermarkt wunderbar zeigen, dass günstige Produkte oft unten stehen und erklären, warum das so ist.

In unserer kostenlosen App „WERTvoll“ bieten wir für alle Eltern ein Magazin an. Darin haben wir das ganze Thema werteorientierte Finanzbildung aufbereitet. Eltern erhalten darin viele konkrete Tipps zum Umgang mit Taschengeld oder mit Geldgeschenken. Das Magazin überarbeiten wir gerade. Bis zum Frühsommer möchten wir es auf 80 Seiten ausweiten.

 

Liebe Diana, wir danken sehr herzlich für deine Zeit und die interessanten Antworten. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg und noch mehr gute Ideen für euer Programm.