Schafe unter Solarpark
Energiewende & Bauen Photovoltaik

Warum Solarparks unserer Umwelt gut tun

Solarparks sind nicht nur ein wesentlicher Schlüssel zum Erreichen der Klimaziele, sie sorgen auch für unsere Energieunabhängigkeit. Aber: Schaden die bebauten Flächen nicht den Tieren und Pflanzen? Nein, ganz im Gegenteil! Warum Solarparks ein echter ökologischer Gewinn sein können – und wie man sie entsprechend plant, erfahren Sie hier.

Solarparks in Deutschland – Bestandsaufnahme und Blick in die Zukunft

Solarenergie ist aus Deutschland nicht mehr wegzudenken. Im Jahr 2022 konnten durch Photovoltaik rund 24,9 Millionen Tonnen Co2 eingespart werden, berichtet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Doch diese Erfolge reichen noch nicht aus: Wollen wir das fossil-nukleare Energiezeitalter hinter uns lassen, müssen wir die Kraft der Sonne noch viel stärker nutzen. Um unseren gesamten Energiebedarf aus Erneuerbaren Energien zu decken, ist ein massiver Ausbau der Photovoltaik-Leistung nötig, berichtet das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Entsprechend ambitioniert sind die Ausbauziele der Bundesregierung für Photovoltaik: Sie strebt 215 Gigawatt bis zum Jahr 2030 an – das ist eine Verdreifachung der installierten Leistung gegenüber dem Jahr 2020.

Das heißt konkret: Es wird einen großen Zubau von Solarparks in der Freifläche geben müssen – insbesondere in den ländlichen Regionen.

Moderne Technik macht es möglich: Solarparks benötigen immer weniger Platz

Die gute Nachricht: Dank modernster Technik wird es immer leichter, effiziente Solarparks zu installieren; auch ohne riesige Flächen dafür bereitstellen zu müssen. Denn: Die für ein Megawatt Freiflächen-Photovoltaik benötigte Fläche geht stetig zurück. Im Jahr 2006 waren noch 4,1 Hektar pro Megawatt nötig, im Jahr 2019 nur noch 1,2 Hektar und aktuell können Solarparks mit circa einem Megawatt pro Hektar errichtet werden, ohne dass dabei die Naturverträglichkeit zu kurz kommt.

Die zweite gute Nachricht: Platz für naturverträgliche Solarparks gibt es in Deutschland genug – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des WWF. Sie zeigt, dass der für den fossilen Ausstieg nötige Ausbau von Photovoltaik und Windenergie nur bis zu 2,5 Prozent Landesfläche in Anspruch nehmen wird.

Solarparks vs. Energiepflanzen: Die Sonne gewinnt!

Um unseren Energiebedarf zu decken, wird ein beträchtlicher Anteil an Deutschlands Flächen für den Anbau von sogenannten Energiepflanzen genutzt. Wie der Bundesverband Agrarhandel e. V. mitteilt, sind zur Ernte 2019 schätzungsweise 2,37 Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut worden – was gemessen an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche etwa einem Anteil von 14 Prozent entsprach.

Der Anbau von Energiepflanzen wird jedoch auch kritisch betrachtet. Die entsprechenden Flächen müssen beispielsweise in der Regel gedüngt oder mit Pestiziden behandelt werden. Biogasanlagen, die aus den eigens für diesen Zweck angebauten Pflanzen Energie gewinnen, stellen darüber hinaus eine Quelle für Lärm, Schadstoffe und Gerüche dar, teilt auch das Umweltbundesamt mit. Hier heißt es: „In Biogasanlagen werden erhebliche Mengen extrem entzündbarer und klimaschädlicher Gase erzeugt, gespeichert und umgesetzt. In Biogasanlagen sind erhebliche Volumina allgemein wassergefährdender Stoffe in Form von Gülle, Substraten oder Gärresten vorhanden.“

Darüber hinaus weist das Umweltbundesamt auf verschiedene Studien hin, die zeigten, dass Wind- und Solarenergie der Biomasse in der Flächeneffizienz deutlich überlegen seien. Die Stromerträge aus Photovoltaikanlagen seien in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen – während die Flächeneffizienz der Bioenergie wenig steigerungsfähig sei.

Eine Beispielrechnung des Bundesamts besagt, dass Photovoltaik-Neuanlagen rund 40 Mal mehr Strom pro Hektar im Jahr erzeugen können als beispielsweise Biogasanlagen mit Maiseinsatz. Außerdem könnten Wind- und Solarenergie auch auf bebauten oder unfruchtbaren Böden genutzt werden.

Batteriespeicher Photovoltaik

Solarparks und Natur? Das passt zusammen!

Solarparks stellen sich viele Menschen immer noch als karge Wüstenlandschaft vor, die einzig und allein von Solarzellen übersät ist. Und klar: Ohne Solarzellen geht es nicht. Aber schaden sie tatsächlich unserer Umwelt? Untersuchungen und Studien kommen zu einem klaren Urteil: Nein, im Gegenteil! Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme betont ausdrücklich, dass PV-Anlagen die Renaturierung sogar fördern. Werde beispielsweise eine Fläche aus dem Energiepflanzenanbau herausgenommen, in Grünland umgewandelt und dann für eine PV-Freiflächenanlage genutzt, nehme die Biodiversität grundsätzlich zu.

Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) hat sich ebenfalls intensiv mit dem Thema befasst und die Biodiversität in Solarparks in einer Studie unter die Lupe genommen. Das Fazit: „Eine Nutzung von Flächen für Solarparks ist grundsätzlich positiv zu sehen, da sie neben dem Klimaschutzbeitrag durch die Erzeugung erneuerbarer Energie gleichzeitig zu einer Flächenaufwertung im Sinne der Erhaltung der biologischen Vielfalt führen kann.“ Und auch der Nabu betont, dass Solarparks so angelegt werden könnten, dass sie Klima und Lebensraum schützten.

Experteninterview: Was gibt es bei der Errichtung von Solarparks zu beachten?

Trotz aller mittlerweile belegten Vorteile von ökologisch nachhaltig geplanten Solarparks gibt es gesetzliche Reglementierungen. Für Kommunen ist es gar nicht so einfach, den Paragraphendschungel zu durchschauen. „Verständlich“, sagt Bernhard Strohmayer, Leiter Erneuerbare Energien beim Bundesverband Neue Energiewirtschaft e.V. (bne). „Häufig bestehen Hürden beim Start eines solchen Projekts, weil es im ersten Schritt so groß und komplex erscheint.“ Bei genauer Betrachtung und mit den richtigen Informationen ließe sich ein Solarpark aber gut von Kommunen realisieren. Was es zu beachten gibt, erklärt der Experte im Interview.

 

UmweltBank: Herr Strohmayer, wer kann in Deutschland einen Solarpark errichten?

Bernhard Strohmayer: Es gibt viele Akteure, die einen Solarpark planen, finanzieren und errichten können. Die möglichen Geschäftsformen reichen von Kapitalgesellschaften, z.B. GmbH, AG, über Personengesellschaften (z.B. OHG und Einzelunternehmen) bis hin zu Genossenschaften und Bürgerenergiegesellschaften. Außerdem gibt es reine Projektentwickler und auch Firmen, die bei Solarparks das Komplettpaket mit Planung, Bau und Betrieb bieten, sowie klassische Energieversorger oder Stadtwerke. Diese Akteure kümmern sich um Idee und Umsetzung der Solarparkplanung und sichern zusammen mit Banken die Finanzierung. Auch wollen immer öfter Unternehmen einen Solarpark unter Vertrag nehmen, um planbar günstig und grün mit Energie versorgt zu werden.

UmweltBank: Herr Strohmayer, was müssen beispielsweise Kommunen tun, damit aus der Idee von einem Solarpark Realität wird?

Bernhard Strohmayer: Damit ein Solarpark entstehen kann, muss die Kommune für die ausgewählte Fläche einen Bebauungsplan erlassen. Im formellen Deutsch heißt es, dass aus einem unbeplanten Außenbereich – beispielsweise einer Landwirtschaftsfläche – ein beplanter Außenbereich wird. Die Kommune hat also großen Gestaltungsspielraum und kann steuern, ob und wie ein Solarpark entsteht. Im Bebauungsplan muss auch die sogenannte Eingriffsausgleichregelung berücksichtigt werden. Das gilt auch für alle anderen Bauprojekte.

UmweltBank: Was besagt die Eingriffsausgleichsregelung?

Bernhard Strohmayer: Diese Regelung stellt sicher, dass bei Bauprojekten als Eingriff in die Natur ein Ausgleich passiert. Sie lässt sich im Bundesnaturschutzrecht § 13 und § 15 wiederfinden. Und auch das Baugesetzbuch befasst sich in § 35 mit der Schaffung von Ausgleichsflächen. Zudem gibt es unterschiedliche Länderregelungen zum Flächenausgleich. Alle diese Paragraphen und Regelungen haben im Grunde dasselbe Ziel: Sie geben vor, dass ein ökologischer Ausgleich für Flächen, die bebaut werden, geschaffen werden muss – beispielsweise, wenn eine Fläche versiegelt wird oder ein neues Gebäude entsteht. In solchen Fällen verschlechtert sich ja die ökologische Situation dieser Fläche.

UmweltBank: Das klingt sehr kompliziert.

Bernhard Strohmayer: Im Fall von Solarparks muss es nicht so sein. Unsere Studie und immer mehr Praxisbeispiele zeigen, dass Solarparks eine Flächenumnutzung darstellen, Flächen nicht im relevanten Maß versiegeln und bezüglich der Biodiversität in vielen Fällen eine Verbesserung gegenüber der Ausgangssituation darstellen. Deshalb ist in der Regel bei gut geplanten Solarparks der Ausgleichsbedarf sehr gering und kann innerhalb der Solarparkfläche erfolgen. Was viele auch nicht wissen: Es müssen nur die tatsächlich versiegelten Flächen ausgeglichen werden – das ist üblicherweise nicht mehr als ein Prozent. Beim Beispiel Solarparks sind das neben den Verankerungen der Gestelle nur wenige weitere Flächen wie zum Beispiel eine bekieste Fläche, auf der ein Batteriespeicher errichtet würde, wenn einer vorgesehen sein sollt. Wer von Anfang an den Solarpark nach ökologischen Gesichtspunkten plant, hat einen sehr geringen Aufwand.

UmweltBank: Aber wie macht man das? Nicht jede Kommune verfügt über das Know-how.

Bernhard Strohmayer: Das ist in der Tat eine Herausforderung. Kommunen, die viel Erfahrung mit Baurecht haben, können auf eingespielte Prozesse zurückgreifen. Von kleineren Kommunen, bei denen die Gemeinderäte häufig aus Ehrenamtlichen bestehen, kann man ein solches Fachwissen nicht erwarten. Hier versuchen wir, die Informationslage zu verbessern und zum Beispiel mit dem Städte- und Gemeindebund Handlungshilfen zu erstellen. Wir haben beispielsweise einen Mustervertrag für die rechtssichere Beteiligung der Kommunen an einem Solarpark erstellt, der zwischen Gemeinde und dem jeweiligen Realisierungspartner geschlossen werden kann. Dieser Vertrag passt in den meisten Fällen und erspart den Kommunen bereits viel Arbeit. Für naturschutzrechtliche Fragen und die konkrete Planung eines ökologischen Solarparks gibt es einen, Mediatorenpool, den Kommunen nutzen können. Hier finden sie Ansprechpartnerinnen und -partner, die mit ihrem Fachwissen weiterhelfen können. Allerdings werden sie häufig erst genutzt, wenn bereits Probleme entstanden sind. Wir setzen uns derzeit dafür ein, dass es auch ein Team gibt, das bereits in der Planungsphase beraten kann.

UmweltBank: Gibt es denn auch konkrete Tipps für Solarpark-Projekte mit Nachhaltigkeitsansatz?

Bernard Strohmayer: Jeder Solarpark und jede Region hat natürlich andere Bedürfnisse und Ansprüche, deshalb kann man keine generellen Gestaltungsempfehlungen aussprechen. Um Kommunen ein sichereres Gefühl bei der Planung zu geben, haben wir aber unsere bne-Selbstverpflichtung „Gute Planung von PV-Freilandanlagen“ entwickelt. Mit ihr haben wir Standards in fünf Bereichen definiert, damit bei der Planung von Solarparks die Standortkommunen und die Menschen vor Ort transparent eingebunden werden und Freiflächenanlangen einen deutlich positiven Beitrag für die Artenvielfalt und den Klimaschutz leisten. Unternehmen, die Solarparks planen, errichten und/oder betreiben, verpflichten sich mit ihrer Unterschrift, diese Standards zu erfüllen. Kommunen können also darauf achten, mit entsprechenden Partnern zusammenzuarbeiten, die bereit dazu sind.

UmweltBank: Was würden Sie Kommunen noch mit auf den Weg geben, die einen biodiversen Solarpark errichten möchten? 

Bernhard Strohmayer: Mutig zu sein und aktiv an die Sache heranzugehen. Kommunen sollten sich bewusst sein, dass ohne sie die nötige Geschwindigkeit in der Energiewende nicht erreicht werden kann. Auch sollten Kommunen sehen, dass sie die Hebel in der Hand halten. Mit guten Prozessen kann sichergestellt werden, dass Solarparks am Ende tatsächlich ein Gewinn für die Menschen vor Ort und die Umwelt darstellen. Mit etwas Hilfe von außen schaffen Kommunen das!

UmweltBank: Was würden Sie Kommunen noch mit auf den Weg geben, die einen biodiversen Solarpark errichten möchten?

Bernhard Strohmayer: Mutig zu sein und aktiv an die Sache heranzugehen. Kommunen sollten sich bewusst sein, dass ohne sie die nötige Geschwindigkeit in der Energiewende nicht erreicht werden kann. Auch sollten Kommunen sehen, dass sie die Hebel in der Hand halten. Mit guten Prozessen kann sichergestellt werden, dass Solarparks am Ende tatsächlich ein Gewinn für die Menschen vor Ort und die Umwelt darstellen. Mit etwas Hilfe von außen schaffen Kommunen das!

Finanzierte Projekte der UmweltBank

Hier erfahren Sie mehr über die Projekte der UmweltBank

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Grüne Solarparks: Schutzräume für Tier und Umwelt

Ein Erfolgsbeispiel für die perfekte Symbiose zwischen Solarpark und Natur ist der Anumar Solarpark Schornhof in Berg im Gau bei Ingolstadt. Mit einer Fläche von mehr als 200 Fußballfeldern ist er eine der größten Anlagen in Süddeutschland. Um sie zu errichten, wurden die dortigen Donaumoosflächen aus der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen – für die Natur bedeutet das ein regelrechtes Aufatmen. Denn: Durch die landwirtschaftliche Nutzung verlor das Donaumoos jährlich einige Zentimeter Torfboden. In der geschützten Umgebung des Solarparks kann sich das Moor erholen. Außerdem wird erwartet, dass sich der Grundwasserspiegel durch die Kappung von Drainagen erhöhen wird, wodurch der Moorschwund gebremst werden kann. Die Technik innerhalb des Solarparks stört die Erholung der Natur nicht: Die dünnen Stelzen der Solarmodultische lassen viel Platz für neue Wiesen, die die Biodiversität fördern.

 

Planung ist alles: Mit gut durchdachten Konzepten die Natur schützen

Das Beispiel Schornhof zeigt: Solarparks können ein Gewinn für die Umwelt sein. Als pestizid- und düngefreier Lebensraum bieten sie Schutz für Insekten, bodenbrütende Vogelarten wie Feldlerchen und Schwarzkehlchen. Auch gefährdete Reptilien können prächtig gedeihen, wenn Solarparks zum Beispiel Hecken, Totholz- und Steinhaufen bieten, die die Tiere als Versteckmöglichkeiten brauchen. Außerdem steht genügend Platz für schonende, gezielte Anpflanzungen zur Verfügung. 
Solarparks und Naturschutz schließen sich also keineswegs aus. Sie ergänzen sich sogar perfekt. Das A und O ist jedoch eine gut durchdachte Planung – ein Konzept, das die ökologischen Bedürfnisse der jeweiligen Region berücksichtigt. Ist das geschafft, profitieren alle – Menschen, Tiere und Umwelt.