"Wir wollen wachsen und den Gedanken in die Welt tragen, dass Finanzen durchaus eine Auswirkung haben auf das Thema Umwelt und Klima."

Jürgen Koppmann

Mut für eine grüne Zukunft

„In der Projektarbeit habe ich eng mit Jürgen Koppmann gearbeitet und dann hat er die Stelle fürs Vorstandsreferat für mich geschaffen“, erläutert Timm Schelte fast beiläufig. Dabei beschreibt er einen prägenden Moment seiner Laufbahn: Bis heute ist er in dieser Stabsstelle, die sich „Innovation und Strategie“ nennt. Sie ist direkt dem Vorstand zugeordnet und kümmert sich um die Strategieumsetzung.

Schelte gehört damit zu einer neuen Generation von UmweltBankern. Als die Bank gegründet wird, ist Schelte gerade erst zwei Jahre alt. Für ihn, wie viele seiner Altersgenoss_innen, sind die Ideen der Bank keine Nischenthemen mehr, sondern zentrale Zukunftsfragen: „Für Wirtschaft und Umwelt habe ich mich schon immer interessiert, damit bin ich aufgewachsen. Die UmweltBank war mir schon immer bekannt“, so Schelte. Nach dem Abitur ist es für den Nürnberger nur naheliegend, sich auch genau in diesen Bereichen zu engagieren. 2016 landet er schließlich bei der UmweltBank, kaum ein Jahr später lernt er bei der Projektarbeit Jürgen Koppmann kennen. Dieser ist von den Fähigkeiten Scheltes überzeugt und schafft für den gerade einmal 22jährigen die besagte Stabsstelle.

Timm Scheltes spannenden ersten Jahre bei der UmweltBank zeigen nicht nur, wie selbstverständlich die Bedeutung der Themen Umwelt und Nachhaltigkeit für die nachrückende Mitarbeitergeneration geworden ist. Sie zeigen auch, wie schnell gute Ideen und Eigenschaften der Mitarbeitenden in der „neuen“ UmweltBank erkannt und gefördert werden. Denn nach dem Ausscheiden von Horst Popp werden viele hierarchische Strukturen aufgebrochen. Dabei beginnt diese Epoche in der UmweltBank-Geschichte mit einem Paukenschlag.

"Das war ein Wirtschaftskrimi sondergleichen. Sowas habe ich noch nicht erlebt. Es war eine heiße HV."

Silke Stremlau, Aufsichtsrätin bei der UmweltBank

Eine erste Bewährungsprobe

Nach dem Rückzug aus der UmweltBank verkaufen Horst und Sabine Popp ihr Aktienpaket. Den Verkauf wickelt eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ab und tritt dabei auch an die GLS Bank heran. Man einigt sich über den Kauf des Aktienpakets, bei den Verhandlungen muss nach Aktienrecht aber Stillschweigen herrschen. Kurz vor der Jahreshauptversammlung 2018 ist der Verkauf in trockenen Tüchern und wird veröffentlicht. Mit 15 Prozent ist die GLS Bank nun größte Einzelaktionärin der UmweltBank.

Die Nachricht trifft die UmweltBank völlig unvorbereitet: „Ich hatte versucht, Jürgen Koppmann ein paar Andeutungen zu machen, aber am Ende waren die völlig überrascht“, erinnert sich Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank. Die Neuigkeiten sorgen für Unruhe in Nürnberg, das Thema dominiert die Hauptversammlung. Die Unabhängigkeit ist zwar nicht wirklich gefährdet. „Aber dennoch schwebte das Schreckensgespenst der Übernahme im Raum“, erläutert Jorberg. Die UmweltBank hatte sich schließlich gerade erst vom Gründer emanzipiert. Um ihre Eigenständigkeit zu betonen, macht sie nun mobil – auf der gut besuchten Hauptversammlung stehen die vielen Einzelaktionärinnen und -aktionäre bereit, um sich gegen eine mögliche Übernahme zu positionieren. Vorstand Stefan Weber hält eine hochemotionale Rede, die alle im Saal mitreißt. Doch zum Übernahmeversuch kommt es ohnehin nie: „Juristisch gesehen wäre das auch völlig unmöglich gewesen“, so Jorberg weiter.

"Das Schreckensgespenst der Übernahme schwebte im Raum."

Thomas Jorberg

An anderer Stelle möchte die GLS als neue Großaktionärin aber durchaus ihren Einfluss geltend machen: Bei der Neubesetzung des Aufsichtsrats bringt sie eigene Kandidatinnen und Kandidaten gegen die etablierten Aufsichtsräte in Position. „Wir waren richtige Gegenkandidaten“, erinnert sich Klotz, der damals bereits im Aufsichtsrat ist. „Das war ein Wirtschaftskrimi sondergleichen“, ergänzt Stremlau, die neu hinzukommen soll.

In der aufgeladenen Stimmung der Hauptversammlung fallen die Kandidatin und der Kandidat der GLS Bank zunächst bei der Wahl durch. Doch bald gibt es eine Kompromisslösung: Der Aufsichtsrat wird erweitert, Silke Stremlau bekommt doch noch ihren Platz. Und nach der anfänglichen Überraschung normalisiert sich das Verhältnis zur GLS Bank rasch, immerhin verbindet beide Seiten das gemeinsame Ziel einer nachhaltigeren Welt. Noch 2018 tritt die UmweltBank der Global Alliance for Banking on Values bei, bei der die GLS Bank Gründungsmitglied ist.

"Das war eine Sternstunde der Bank. Diese Rede war hochemotional, aber auf den Punkt gebracht. Die Aktionärinnen und Aktionäre haben verstanden, worum es geht. Unser Eindruck war, dass es um die Unabhängigkeit und die Zukunft der UmweltBank ging."
Jürgen Koppmann

Die Wahrnehmung der Hauptversammlung fällt bis heute bei den Beteiligten unterschiedlich aus. „Es war ein Schauspiel, aber eigentlich völlig überflüssig“, so Jorberg über die emotionalen Beiträge zur Unabhängigkeit der Bank. Für die UmweltBank ist es hingegen eine „Sternstunde“, wie es Jürgen Koppmann ausdrückt: Sie hat es in einer vermeintlichen Notsituation geschafft, die Anteilshabenden hinter sich zu versammeln. Die große Unterstützung für die UmweltBank und die Treue der Aktionärinnen und Aktionäre werden auf dieser Hauptversammlung deutlich und geben ihr ein neues Selbstbewusstsein.

"Wir waren nicht mehr dieses Start-Up als Bank, sondern mitten im Leben und als Marke etabliert – wir waren erwachsen."

Goran Bašić

UmweltBank 2.0

Seit 2017 befindet sich die UmweltBank also im Umbruch. Ausdruck davon ist ein völlig neu gestalteter Bankauftritt, ein neues Logo und ein überarbeitetes Erscheinungsbild des Kundenmagazins Bank & Umwelt. Mit dem UmweltSpektrum Mix wird 2020 der erste eigene Umweltfonds aufgelegt. Seit 2021 ist mit Heike Schmitz als Generalbevollmächtigte erstmals eine Frau im Vorstand der Bank. Und die Strategie lautet weiterhin: Wachstum. „Wir wollen größer und bekannter werden und den Menschen sagen – es gibt eine Möglichkeit mit Geld etwas Gutes zu tun!“, so Jürgen Koppmann.

In vielen Bereichen ist die UmweltBank heute schon Vorreiterin in ihrer Branche – in anderen gibt es hingegen „Nachholbedarf“, wie Koppmann zugibt. „Wir sind bei der Digitalisierung nicht ganz vorne mit dabei. Wir müssen da noch aufholen“, so der Vorstandssprecher weiter. Die Digitalisierung hat dem Bankensektor und gerade den Schnittstellen zwischen Bank und Kundschaft nochmal eine erhebliche Dynamik verliehen. „Es gibt heute Fintechs am Markt, die uns schon vormachen, wie viele solcher Prozesse noch einfacher gehen. Das ist für uns aber ein Ansporn, auch noch dahin zu kommen“, so Koppmann.

"Das Thema Ökologie verbindet uns alle. Wer damit nichts anfangen kann, der wäre falsch hier. Und das merkt man auch gleich in den Bewerbungsgesprächen. Wer zu uns kommt, der will etwas bewegen."

Lisa Scholz, seit 2017 bei der UmweltBank und im Recruiting

Ein neues Zuhause im Jubiläumsjahr

Eine wichtige Aufgabe im analogen Raum meistert die UmweltBank dafür gerade im Jubiläumsjahr 2022. Seit ihrer Gründung ist sie kontinuierlich gewachsen und inzwischen an vier Standorten in Nürnberg vertreten. Doch alle Immobilien sind Mietobjekte, in denen auch Kompromisse eingegangen werden müssen. Wer seiner Kundschaft Nachhaltigkeit anbietet, sollte mit gutem Beispiel vorangehen.

"Im Laufertorgraben sind wir in einem Mietobjekt. Hier ist vieles nicht möglich, was wir Kunden nahelegen, wenn es um ökologische Ausstattung eines Gebäudes geht. Das wollen wir vorleben, mit dem positiven Begleiteffekt wieder unter einem Dach zu sein."
Goran Bašić

Auf dem ehemaligen Nürnberger GfK-Gelände entsteht deshalb das UmweltHaus als Teil eines neuen, nachhaltigen Stadtviertels, dem UmweltQuartier. Neben der Verwendung von nachhaltigen und nachwachsenden Rohstoffen wird auch die Bauausführung unter ökologischen Gesichtspunkten realisiert. Das UmweltHaus vereint nicht nur alle Mitarbeitenden unter einem Dach, sondern wird auch eines der ersten Bürogebäude mit dem hohen Energieeffizienzstandard „KfW-Effizienzhaus 40 EE“ sein. Photovoltaikmodule auf dem Dach und an den Fassaden des Gebäudes machen die Bank zu einem Energie-Selbstversorger.

Die richtige Bank zur richtigen Zeit

Bei vielen Firmenjubiläen blickt man zurück auf die Anfänge des Unternehmens und ist überrascht: Damals konnte wohl niemand so recht erahnen, wo die Reise einmal hingehen und wie erfolgreich sie sein würde. Bei der UmweltBank sieht das ein wenig anders aus. Die Grundprinzipien der Bank waren zwar revolutionär – aber auch Teil eines unvermeidlichen gesamtgesellschaftlichen Umbruchs, der sich schon abzeichnete. Die raschen Erfolge nach bescheidenen Anfängen sind zwar beeindruckend, erscheinen im Rückblick aber fast schon als folgerichtig. Der Weg war also gewissermaßen vorgezeichnet, aber einfach war er deshalb nicht: Die UmweltBank hat inzwischen ihren Start-Up-Charakter abgelegt, einen ersten Generationenwechsel hinter sich und so manche Herausforderungen haben die Mitarbeitenden enger zusammengeschweißt.

Das 25jährige Jubiläum mit dem Spatenstich für das UmweltHaus ist sicherlich ein großer Meilenstein. In Anbetracht der viel größeren Ziele und Aufgaben der UmweltBank kann es aber nur eine Zwischenetappe bleiben. Immerhin leben wir in einem gesamtgesellschaftlichen Umbruch, bei dem die UmweltBank schon immer Pionierin ist, heute als Vorreiterin weiter vorangeht und einen wichtigen Beitrag liefert: Die Frage, wie sich Wirtschaft und Umwelt, Wachstum und Ökologie verbinden lassen.

Aufgrund des immer stärker spürbaren menschengemachten Klimawandels sind solche Fragen längst nicht mehr nur utopische Träumereien junger „Weltverbesserer“: Es sind die zentralen Zukunftsthemen des ganzen Planeten. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, braucht es mehr denn je schnelle, pragmatische Lösungen für eine nachhaltige Wirtschaft. Die UmweltBank hat die ersten 25 Jahre ihres Bestehens daran gearbeitet, solche Lösungen anbieten zu können. Aber erst die nächsten 25 Jahre werden zeigen, wie wichtig diese Ideen für unsere Zukunft sind.

Der Vorstand